Falls es wer noch nicht gesehen hat - unser Belgo-Alemanne @bartlebier hat sich mit einem sehr lesenswerten Interview im Bier-Blog der FAZ verewigt: Vom belgischen Bier lernen?
Thematisiert werden u.a. die Motivation, Biere auf ratebeer zu bewerten, der Vergleich der deutschen und belgischen Bierkultur (“Die beiden gegenseitig unverträglichsten Bierkulturen sind die belgische und die deutsche.”) und das Zusammenspiel von “Traditionsbier” und Craft Beer.
Die Kommentare unter dem Interview am besten nicht lesen, da sie leider voller Missverständnisse und Fehlinterpretationen sind.
Obwohl aus der FAZ, dem Organ der reaktionären Großbourgeoisie :Brilliantes Interview, sehr gute Antworten…! Besonders die Aussagen zum fränkischen Bier und über die “Festival-Pokemons” (auch “Pipetten-Trinker” genannt) treffen ins Schwarze!
Es gibt Besessene, die die Bierbewertung sehr sportlich sehen, sie kommen oft aus dem IT-Bereich oder den exakten Wissenschaften und pflegen ein erotisches Verhältnis zu Excel-ähnlichen Tabellen. Auf Bierfestivals sind sie mit einem Mobilgerät unterwegs, mit dem sie Bierproben auf die Schnelle live testen können. Sie sind dadurch kaum ansprechbar und wirken eher wie Pokemon-Go-Jäger.
Ich muss ja zugeben, dass ich mich da gleich zweimal wiederfinde: einmal wegen des Handys, wobei ich auf Festivals in der Regel nicht live rate und es eher als Notizblockersatz nutze, und außerdem ist Pokemon Go bei mir noch immer installiert
Mein iPhone ist auf dem Tettnanger Hopfenwanderweg bei 38°C den Hitzetod gestorben - wollte eigentlich live tweeten, aber war stattdessen ein paar Tage weg vm Fenster, während das Interview gedroppt wurde. Bin aber froh dass es mit dem Live-Tweeten nicht geklappt hat - es gab zu viele gute Tettnanger Biere (Tipopils, Hopfengut 20 Stout, Adler Spezial, Cuvée de Missenhardt).
Freue mich sehr über das hiesige Interesse für den Artikel trotz der platzierten Satire-Spitzen, oh RB du Brutherd & Springbrett für weiterführende Bierkulturmanie…
Der Bierblog der FAZ ist wirklich lesenswert. @pivnizub lies mal den Beitrag zu Uerige. Abseits von Fachpublikationen gibt es im deutschen Mainstream-Journalismus wenig so nuancierte Beiträge zur neuen & internationalen Bierkultur.
@werckmeister War dieses Wochenende kurz in Bregenz aber nur für meinen Großeinkauf Latella, quasi antialkoholisches Omnipollo.
@sinh4 Excel ist meine Metapher für den erotomanen Listenzwang, keine technische Angabe zur Methode
Das ist ziemlich genau das, was mich auch an Festivals und an mir stört. Das Craft Beer Fest Wien dieses Jahr hat es mir ein wenig kaputtgemacht. Nur herumstehen und während alle anderen reden “nur kurz bewerten” ist halt trotzdem nicht lustig. Ansonsten hab ich ein Notizbuch mit, in das ich mir Sprichwort-Skizzen mache, aber wenn man dann ausformuliert ist man sich nie ganz sicher, ob man sich an alles erinnert bei 10+ Bieren.
@bartlebier kannst du mir als Bierübersetzer mal sagen, wie du “dank” ins Deutsche übersetzen würdest? “Grasig” beschreibt im Deutschen ja eher normales Gras, nicht das spezielle, und mir ist für dieses Adjektiv noch kein richtig gutes deutsches Wort eingefallen.
Dasselbe gilt auch für das Deutsche “herb” oder “würzig” um eine bestimmte Bitterkeit zu bezeichnen. Sowohl “herbal” als auch “spicy” halte ich hier für falsch, da hiermit eher Kräuter- oder Gewürzaromen beschrieben werden.
Schönes Interview, auch mir hat der Teil mit den Pokemon-Go-Trinkern am besten gefallen .
meine unqualifizierten 2 cent als Nicht-Muttersprachler:
dank bedeutet doch “feucht” im Sinne von “feuchtes Holz” oder “feuchter Waldboden”. Aber die meisten Leute verwenden “dank” auch auf deutsch, und da gibts kein Problem.
“Würzig” ist auch nahezu unübersetzbar, weder “tangy” noch “hearty” oder “flavoursome” treffen es genau (wobei “hearty” noch das beste ist), und in der Bierwelt kennen auch viele nicht-Deutschen dieses Wort.
“Dank” ist Kifferjargon und bezeichnet so eine gewisse Marihuananote im Bier, die schwer zu definieren und somit noch schwerer zu übersetzen ist. Im Deutschen ist “Gras” eigentlich das am Häufigsten gebrauchte Synonym für Marihuana, deshalb würde “grasig” gut passen, wenn der Begriff nicht schon für die normale Grasnote vergeben wäre, die man auch häufig in manchen Bieren findet.
Klar könnte man einfach “Marihuana(note)” schreiben, aber das klingt einfach nicht schön und würde den Begriff auch nicht richtig gut treffen, da er etwas weiter gefasst ist als ganz stur Marihuana. Das DryPa von Ale-Mania ist übrigens ein gutes Beispiel für ein sehr “dankes” Bier. Hier wird allerdings auch die Problematik offensichtlich, den Begriff einfach im Englischen zu belassen, da “dank(es)” im Deutschen nun mal schon ein anderes Wort ist.
Für mich geht Grasigkeit, so wie es normal verwendet wird, hand in hand mit weedartigen Aromen. Hopfen ist ja nicht umsonst ein Vertreter der Cannabaceae. Dank bezeichnet für mich eher so einen feuchten Keller mit mehr harzigen Noten - aber für harzig wird auch “resinous” verwendet.
was soll denn “dank” als Adjektiv im Deutschen bedeuten?
Ich hab “dank” immer als eher modrige Feuchte interpretiert. Und manche Biere, die sehr “dank” sind, haben auch eine leichte Kotze-Note, was ich jetzt garnicht negativ mein.
Nicht immer, die Kotze-Note hat ich auch bei meinem ersten (sehr frischen) Focal Banger, wo wohl kein alter Hopfen verwendet wird. Aber wir schweifen ab.